chefchaouen

Chefchaouen: Die blaue Stadt im Rif Gebirge

Da reist du quer durch Marokko. Siehst die Wüste, badest im Atlantik, überquerst das Atlas-Gebirge. Dann geht die Reise weiter ins Rif-Gebirge. Die Straßen schlängeln sich durch grüne Hügellandschaften. Die vorüberziehenden Städte leuchten in leichten Rosé und Ocker Tönen und auf einmal stehst du in Chefchaouen und denkst dir: “Warum ist hier nur alles blau?” Das Blau von Chefchaouen hat mich natürlich sofort fasziniert. Doch es war nicht nur das Blau, was mir an Chefchaouen so gefallen hat. Ich hab ja schon viele Städte in Marokko besucht, wie Agadir, Marrakech, Rabat und die anderen Königsstädte aber Chefchaouen gehört wirklich zu den entspanntesten Orten, auf die ich in Marokko gestoßen bin.

Chefchaouen Marokko

Chefchaouen, Chaouen oder Xaouen

Chefchaouen, wird auch kurz Chaouen oder Xaouen genannt und ist in ganz Marokko als “the blue city” bekannt. Der Name Chefchaouen bedeutet auf deutsch “die Hörner” und trägt diesen Namen aufgrund der zwei Bergspitzen im Rifgebirge, die von Chefchaouen aus zu sehen sind. Auf den ersten Blick siehst du nicht gleich, dass die Stadt blau ist. Das ein oder andere blaue Haus blitzt zwar hervor, aber erst wenn du in die steilen Gassen der Medina eintauchst, wirst du vom Blau-Flash gepackt. Die Skyline von Chefchaouen zählt laut Telegraph übrigens zu den schönsten der Welt und rankt neben Paris oder New York auf Platz 13 des Rankings. Im Jahr 2019 holt sich Chefchaouen Platz 9 im Ranking der schönsten Straßen und Gassen der Welt. Wenn das als Empfehlung nicht ausreicht, dieses Kleinod in Marokko zu besuchen, weiß ich auch nicht mehr weiter.

Aber in dieser schönen Stadt kann mehr tun, als nur die blauen Häuser zu bewundern. Am besten plant man 1-2 Tage ein um Chefchaouen zu erleben.

IMG_2554

Tipps und Sehenswürdigkeiten in Chefchaouen

Der Hauptgrund, warum Menschen aus aller Welt Chefchaouen besuchen, sind die vielen blauen Häuser, die die Straßen und Gassen der Stadt säumen. Lass dich einfach durch die blauen Gassen tragen. Social Media hat seinen Teil dazu beigetragen, darum wundere dich bitte nicht, dass bei den ganz berühmten Spots ein paar Dirham für dein Foto verlangt werden. Chefchaouen hat eine interessante Geschichte, die bis ins 15. Jahrhundert zurück geht. Informiere dich während einer Stadtführung durch die Medina und lerne mehr über das Kleinod im Fes-Gebirge.

1. Das Kasbah Museum

Auf dem Hauptplatz befindet sich die Kasbah der Stadt, sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und sieht wie eine Festung mit roten Wänden aus. Im Inneren der Mauern befindet sich ein andalusischer Garten und ein Museum mit spannenden Artefakten aus der Region rund um Chefchaouen. Ein kleines Hide-Away in der quirligen Stadt, welches dir die Möglichkeit bietet, ein bisschen mehr über die Geschichte von Chefchaouen zu erfahren. Den portugiesischen Turm der Kasbah kann man übrigens erklimmen. Von oben hast du einen schönen Blick auf die blaue Stadt.

Kasbah von Chefchaouen Marokko

2. Ras El Ma

Ein besonderer Ort am Rande der Stadt ist Ras El Ma. Hier fließt das frische Wasser von den Bergen in die Bäche der Stadt. In einer öffentlichen Wasch-Anlage waschen einheimische Frauen ihre Wäsche und tauschen sich über Neuigkeiten aus. Heute waschen die meisten natürlich zu Hause, aber dennoch ist ein beliebter Treffpunkt geblieben.

3. Spanische Moschee

Von der Spanischen Moschee über der Stadt hast du einen schönen Ausblick auf Chefchaouen, perfekt um eine Panoramaaufnahme von der Stadt zu machen und einen schönen Sonnenuntergang zu erleben. Wir sind leider zu spät weggefahren, und schafften es nicht mehr rechtzeitig hinauf zur spanischen Moschee. Aber auch von etwas unterhalb hat man einen fantastischen Ausblick auf Chefchaouen und die untergehende Sonnen.

Wanderungen rund um Chefchaouen

Die blaue Medina ist natürlich der Höhepunkt, wenn du Chefchaouen bereist. Da die Altstadt jedoch relativ klein ist, ist sie auch rasch erkundet. Aber in der Nähe der Stadt, die schließlich von Bergen umgeben ist, gibt es im Talassemtane National Park zwei schöne Highlights für Wanderer zu entdecken: die Brücke Gottes, eine natürliche Felsbrücke und den D’Akchour Wasserfall. Hier triffst du auch auf Affen, die in freier Wildbahn leben.

Übernachten in Chefchaouen

Chefchaouen ist eine kleine Bergstadt, wo ich nicht viele oder eigentlich gar kein großes Hotel gesehen habe. Ich nehme mal an aus Platzgründen, hier geht es echt richtig eng runter. Auch die Häuser sind sehr schmal und mehr in die Höhe als in die Breite gebaut. Wir haben bei unserem letzten Besuch im Hostel Dar Antonio gewohnt, so bunt wie nur was – aber schön.

For the ladies: Flaches Schuhwerk empfiehlt sich, weil die Gassen wirklich steil und die Steine echt rutschig sind! Ich möcht nicht wissen, wie man hier den Berg rauf und runter kommt, wenn es mal kräftig regnet – das ist sicher eine Mords-Rutschpartie!

Chefchaouen: Hippie Nostalgie im Rif Gebirge

Die kleine Stadt im Rif-Gebirge ist irgendwie ein magischer Ort. Hier kannst du dich von der Großstadt Hektik erholen und im nostalgischen Hippie-Flair gemütlich deinen Pfefferminztee und eine leckere Tajine genießen. Mir wurde geflüstert, dass Chefchaouen auch als “Kifferstädtchen” bekannt ist. Vielleicht auch deswegen, der Beiname “blue city” … vom blauen Rauch 😉 aber bitte, das soll jeder halten wie er möchte.

Chefchaouen Marokko Chefchaouen Marokko

Chefchaouen Marokko

Warum ist in Chefchaouen alles blau?

Wikipedia sagt, dass die Farbe Blau angeblich gegen den Bösen Blick schützen soll. Die Farbe blau kann dir also als Versicherung für deine Seele dienen. Doch was ist jetzt eigentlich der Böse Blick?

Ein Volksglaube, den wir vor allem aus dem Orient kennen, besagt, dass durch den Blick eines Menschen, der über magische Kräfte verfügt, einem anderen Menschen Unheil ereilen kann.

Dieser Glaube ist auf der ganzen Welt verbreitet und war auch im Mittelalter in Europa gegenwärtig. Damals waren oft Frauen das Opfer dieser Verleumdung und wurden von der Gesellschaft ausgegrenzt. Ja im Iran glaubte man sogar daran, dass alle Frauen, die die Wechseljahre überschritten hatten den Bösen Blick inne hatten.

Die Geschichte von Chefchaouen wurde vom Einfluss vieler Kulturen geprägt, worunter neben Andalusiern und Amazigh Stämmen auch marokkanische Juden waren. Im Judentum, wird die Farbe BLAU als Symbol für Gott und Himmel angesehen, weshalb auch dieser Fakt als Erklärung für den Farbanstrich herangezogen werden kann.

Wer hat den Bösen Blick?

Besonders die geöffneten Augen von frisch Verstorbenen strömten die Angst vor dem Bösen Blick aus. Es wurde daran geglaubt, dass in ihren Augen noch gefährliche Lebensenergien vorhanden sind, die sich nach ihren nächsten Opfern umschauen. Darum mussten die Augen der Verstorbenen so schnell wie möglich geschlossen werden.

Aber auch die Blicke von Menschen, die zur Hinrichtung geführt wurden, hatten den vermeintlich Bösen Blick in sich, weshalb man ihnen, so gut es ging, die Augen verband. Sogar angesehen Berufsgruppen wie Geistliche, Gelehrte, Ärzte, Hebammen aber auch Prostituierten wurde der Böse Blick nachgesagt.

Alte Schriften besagen auch, dass dem kleinen Mann in den Augen, die Reflexion des eigenen Spiegelbildes, als übermächtig angesehen wurde – das Mysterium des Sehens an sich also als gefährlich angesehen wurde.

Neid: Menschen, die häufig von Neid erfüllt sind, sollen den Bösen Blick quasi einstudiert haben. Sie strömen durch eine schädliche Ausdünstung durch die Augen die negative Energie aus.

Schlechte Gedanken: Allein durch böse Gedanken könne der Böse Blick einen anderen treffen. Solche Blicke sind voll Ablehnung, Hass, Wut und durchbohren einen förmlich.

Woran glaubte man den Bösen Blick identifizieren zu können?

  • rollende Augen
  • unruhiges und schnelles Zittern in den Augen
  • Schielende Augen
  • auffällige Augenfarben und unförmige Pupillen
  • alle Formen von Augenkrankheiten
  • große hervorstehende und kleine tiefliegende Augen
  • Augen mit verschiedener Farbe, Form und Größe
  • Einäugigkeit
  • zusammengewachsene Augenbrauen
  • körperliche Missbildungen
  • Vollbehaarung
  • magere Körper
  • schlaffe welke Haut
  • Menschen, die beim Gehen mit dem Kopf wackeln
  • struppige, ungekämmte, rote Haare
  • bärtige Frauen

So schützt du dich vor dem Bösen Blick

Neben unzähligen Sprichwörtern und Vermeidungssprüchen, die man nach dem vermeintlich erhaltenen Bösen Blick aussprechen soll gibt es “Glücksbringer” die einen von vornherein davor beschützen sollen.

nazar-amulet-64999_1920Chefchaouen Marokko

  • Die Farbe Blau (Orient)
  • Das Auge der Fatima (Orient)
  • Silberringe mit einer Gravur gegen den Bösen Blick (Orient)
  • Hufeisen an den Eingangstüren und Stalltüren (Europa)
  • Rote Bänder, die Neugeborenen um das Handgelenk gebunden werden (Südamerika)
  • Spiegel an den Kleidungsstücken, weil diese den Blick zurückwerfen (Indien)

Beste Reisezeit für Chefchaouen

Das Klima im Rif-Gebirge ist generell gemäßigt und warm. In den Sommermonaten zwischen Juni und August fällt hier kaum Regen und es kann schon mal Temperaturen um die 30 Grad erreichen. Ich empfehle dir, deinen Besuch zwischen Mai und September zu planen, das wird dir angenehmes Wetter in Chefchaouen bescheren. Von Oktober bis April musst du mit Regen circa 7 Regentagen im Monat rechnen.

Chefchaouen Video-Eindrücke

Chefchaouen und Instagram

Selfie-Touristen haben die kleine Stadt im Rif-Gebirge längst entdeckt und in Horden heimgesucht. Mittlerweile sind es über 900.000 Beiträge, die mit dem Hashtag #chefchaouen Werbung für die Stadt machen. Das ist Fluch und Segen zugleich. Der hohe Andrang führt zu großer Popularität, was sich auf den lokalen Tourismus positiv auswirkt. Aber die hohe Anzahl der Tagesgäste führt natürlich auch zu einem gewissen Overload und Überdruss.



Booking.com

Warst du schon in Chefchaouen – der blauen Stadt im Norden von Marokko?

Warum ist Chefchaouen blau?

Alle Marokko-Reiseberichte

Dar Antonio: Riad in Chefchaouen


Unsere Reise: Von Marrakech in die Wüste


TOP-Marrakech Sehenswürdigkeiten


Mit der Fähre: von Spanien nach Marokko


Beldi Camp: Glamping in der Wüste


35 Sehenswürdigkeiten in Marokko


Die Straße der 1.000 Kasbahs


Geheimtipp: Asilah am Atlantik


Marokko und seine magischen Königsstädte

16 Comments

  1. Hallo Melanie,

    wir waren gerade erst vorletzte Woche für ein paar Tage in Chefchaouen und haben uns in der kleinen Medina umgeben von all den Baluschattierungen sehr wohl gefühlt. Es war das absolute Highlight unserer Marokko-Reise.

    Liebe Grüße
    Kathleen

    • Hi Kathleen, hab grad euren Instagram-Account und gleich euren Blog gecheckt ;-). Ihr habt sehr schöne Eindrücke aus Marokko mitgebracht und ja, Chefchaouen ist wirklich ein spezieller Ort.
      Liebe Grüße
      Meli

  2. Martina

    WOW! Danke für diesen tollen Reisebericht! GLG aus Linz Martina

  3. Pingback: Die besten Urlaubsgeschichten 2015 - und der Scheiß, der keinen interessiert hat ;-) - Urlaubsgeschichten.at

  4. Pingback: Marrakech Sehenswürdigkeiten

  5. Pingback: 10 Tipps für Agadir: Macht Urlaub in Agadir, Leute!

  6. Pingback: Hotel Kasbah Ennakhile | Nkob

  7. Pingback: Eid al Adha: Das Opferfest

  8. Pingback: Ein Streifzug: Königsstädte Marokko

  9. Pingback: Die besten Marokko Blogs - meine Favoriten

  10. Pingback: Marokkanische Musik: I like Berber Blues

  11. Pingback: Marokko Rundreise: Von Agadir bis Zagora

  12. Pingback: Tipp: Marokko beste Reisezeit

  13. Pingback: Wo ist es im Winter warm? Meine Reisetipps

  14. Oh, wie cool ist das denn! Wunderbare Fotos dieser blauen Stadt und danke für die Erklärung, warum Chefchaouen in diese Farbe getaucht ist. 😉

  15. Pingback: Asilah: Mein Marokko Geheimtipp für deinen Urlaub Meer

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*