sanfter Tourismus

Sanfter Tourismus in den Alpen

Noch nie war das Thema Umweltschutz und sanfter Tourismus so präsent wie heute: Der Klimawandel macht vor kaum einem Lebensbereich Halt, besonders stark ist er in den Alpen zu spüren. Im Hochgebirge, das sich über Mittel- und Südeuropa erstreckt, ist die Temperatur in den letzten 120 Jahren um rund zwei Grad gestiegen: Das hat fatale Folgen auf den einzigartigen Lebensraum. Die Gletscher ziehen sich zurück und so kämpfen seltene Tiere und Pflanzen um das Überleben. Einer der Gründe, warum das Naturparadies mehr vom Klimawandel betroffen ist als andere Regionen auf der Welt, liegt am Tourismus. Die Alpen zählen zu den beliebtesten Reisezielen auf dem Globus. Sommer und Winter reisen rund 100 Millionen Urlauber in die Region. Wer sich in der faszinierenden Bergwelt erholen und dabei den ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten möchte, entscheidet sich am besten für nachhaltiges Reisen.

Wie wird sanfter Tourismus definiert?

Der Begriff sanfter Tourismus geht auf den deutschen Journalist und Zukunftsforscher Robert Jungk zurück. Er war es, der diesen Begriff zum ersten Mal in einem Artikel verwendete. Sanfter Tourismus ist eine Gegenbewegung zum Massentourismus, der meist wenig Rücksicht auf die Natur nimmt. Eines der Ziele ist, so wenig wie möglich in die Umwelt der bereisten Region einzuwirken. Der Begriff wird jedoch noch weiter gesteckt: Es geht auch darum, Reisende für die Lebensbedingungen am Ferienort zu sensibilisieren. Damit sind sowohl Tiere und Pflanzen als auch Einheimische gemeint. Auch für sie sollen durch sanften Tourismus die negativen Auswirkungen großer Reiseströme entfallen.

Was zeichnet sanften Tourismus aus?

Zurück zur Natur ist im sanften Tourismus das Motto. Auch die Alpen geraten zunehmend unter Druck, wenn es um nachhaltigen Tourismus geht. Die Alpen mit ihren saftig grünen Almen, dichten Wäldern und schroffen Gipfeln sind eine einzigartige Spielwiese. In den letzten Jahren wurden in der Bergwelt Attraktionen wie Hängebrücken, Seilrutschen und Funparks errichtet, die im Sommer für ein spannendes Ferienprogramm sorgen sollen. Sie stellen jedoch einen weiteren Eingriff in die Natur dar. Sanfter Tourismus bietet Alternativen dazu:

Feriengäste nutzen die bestehenden Wanderwege und sehen die einzigartige Natur als Hauptattraktion.

Der Trend zu nachhaltigem Reisen stellt sich auch gegen den weiteren Ausbau der Skigebiete in den Alpen: Die Zahl an Wintersportlern stagniert unter anderem, weil durch die Erderwärmung weniger Schnee fällt. Die für die Beschneiung notwendigen Speicherteiche stellen einen massiven Eingriff in die Natur dar. Vor allem für Skigebiete in mittleren Höhen auf rund 1.800 Metern heißt es umdenken: Experten prognostizieren, dass sich bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts hier die Schneedecke um sechs bis acht Wochen kürzer halten wird. Ziel für diese Regionen wird sein, für Urlauber interessante Ferienangebote zu schnüren, die zur Erhaltung der Natur beitragen.

Nicht nur die Urlaubsorte, sondern jeder Gast kann dazu beitragen, die Natur intakt zu erhalten. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, Müll auf keinen Fall auf dem Berg zu hinterlassen. Auch das Verhalten im Hotel trägt dazu bei: Wer Handtücher nicht täglich wechseln lässt, hilft dabei Wasser, Energie und Reinigungsmittel zu sparen.

Was bedeutet dies im Zusammenhang mit dem Umgang mit der Natur und Regionalität?

Sanfter Tourismus bedeutet auch, sich in die Traditionen des Ferienziels einzuleben. Wie spannend das sein kann, haben schon viele Hoteliers und Tourismusbüros erkannt. Sie bieten ein vielseitiges Freizeitangebot, das darauf abgestimmt ist Gästen die regionalen Bräuche näher zu bringen. Im Sommer öffnen zum Beispiel Almen ihre Türen und lassen sich bei der Käse- und Butterherstellung über die Schulter blicken.

Ganz dem Thema sanfter Tourismus haben sich 19 Urlaubsorte in den Alpen verschrieben, die sich Alpine Pearls nennen. Sie folgen einem ausgeklügelten Konzept für nachhaltiges Reisen. Dazu gehören zum Beispiel nachhaltige Mobilitätskonzepte: Am Urlaubsort stehen öffentliche Verkehrsmittel oder E-Fahrzeuge bereit. Wander- und Skibusse runden das Angebot ab. Die teilnehmenden Gemeinden setzen darüber hinaus auf Müllvermeidung und beziehen ihren Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Viele Dächer schmücken Photovoltaikanlagen, die zur Energie- und Wärmeversorgung dienen. Auch was das kulinarische Wohlergehen der Gäste betrifft, ist Nachhaltigkeit gefragt. Es müssen nicht unbedingt im Winter Erdbeeren aus Südamerika sein, die einen langen Anfahrtsweg hinter sich haben. Sanfter Tourismus setzt in der Gastronomie auf saisonale und regionale Produkte. Dabei gehen Restaurants Kooperationen mit regionalen Landwirten ein und beziehen Fleisch, Gemüse, Eier und viele weitere Zutaten von Höfen, die sich in unmittelbarer Nähe befinden. Die regionalen und frischen Lebensmittel halten nicht nur den CO2 Fußabdruck gering, sondern schmecken noch dazu ausgezeichnet.

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Biohotels und Naturhotels: Urlaub mit gutem Gewissen


Welche Rolle spielt die Anreise in diesem Zusammenhang?

Schon bei der Anreise entscheidet sich, ob ein Urlaub klimafreundlich ist oder die Umweltbelastung noch vergrößert. Schließlich gilt der Verkehr als Hauptverursacher von Treibhausemissionen. Wie das Umweltbundesamt berichtet, stiegen die vom Verkehr verursachten CO2 Emissionen seit 1990 um 52 Prozent an. Der private PKW dient nicht nur dazu, zur Arbeit zu gelangen, sondern wird auch bei Ferienreisen gerne eingesetzt. Eine weitaus umweltfreundlichere Art, um an den Urlaubsort zu gelangen, ist mit der Bahn. Mit nur wenigen Klicks ist es möglich bei Omio verschiedene Reiserouten zu vergleichen und Tickets zu buchen. Reisebusse spielen bei der klimaschonenden Anreise ebenfalls eine wichtige Rolle. Wer völlig klimaneutral in die Ferien fahren und dabei seine Kondition stärken möchte, entscheidet sich für das Fahrrad. Bei Flugreisen ist es möglich, eine Kompensationsleistung zu tätigen. Dabei wird festgestellt, wie viel CO2 für eine Strecke ausgestoßen wird. Anschließend erwirbt der Urlauber Zertifikate, die für Investitionen in Klimaschutzprojekte verwendet werden.

Reisen und Klimaschutz muss kein Widerspruch sein: Sanfter Tourismus bedeutet, möglichst wenig in die Natur und Kultur am Urlaubsort einzugreifen. Auch eine annähernd klimaneutrale Anreise trägt dazu bei, den Planeten lebenswert zu erhalten.

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