Casoni di Caorle

Casoni di Caorle: Bootsausflug in die Lagune zu den Fischerhütten

Stille Wasser, alte Wege – ein Ausflug ins vergessene Caorle

Heute nehme ich euch mit auf einen Bootsausflug in die Lagune – zu den Casoni di Caorle. Zwischen sanft schimmernden Wasserflächen, dichten Schilfgürteln und einer faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt liegen die berühmten Casoni di Caorle – traditionelle Fischerhäuschen, die wie stille Zeugen aus einer anderen Zeit wirken.

Die Casoni, auch als casone bezeichnet, sind charakteristische Häuser der Lagune, die durch ihre traditionelle Schilfrohrbauweise und ihre Bedeutung für die Fischerfamilien ein wichtiges kulturelles Erbe von Caorle darstellen. Sie erzählen von der engen Verbindung der Menschen zur Lagune und von den Traditionen der Fischerfamilien, die hier einst lebten und arbeiteten. Heute sind die Casoni unbewohnt, die Besitzer nutzen diese nur noch für private Zwecke.

Ein Ausflug ins stille Hinterland von Caorle

Caorle hat mehr als Meer zu bieten! Wie wäre es, wenn du deinen Badeurlaub in Caorle mit einem spannenden Ausflug ins Hinterland bereicherst und mehr über die Geschichte Caorles und seine schöne Natur kennenlernst?

Abfahrt vom Fischerhafen in Caorle

Pünktlich um 14:30 Uhr beginnt unser kleiner Ausflug zu den Casoni di Caorle. Treffpunkt ist der charmante Fischerhafen der kleinen italienischen Küstenstadt. Die Sonne strahlt vom Himmel, die Temperaturen klettern auf über 30 Grad – typisch für den Frühsommer an der oberen Adria. Doch der leichte Wind, der über die Wasserwege der Lagune zog, verspricht eine willkommene Erfrischung.

Ausflug: Casoni di Caorle

Die Route zu den Casoni di Caorle

Los geht’s! Die ersten Meter führen uns durch den malerischen Fischerhafen von Caorle. Vorbei an einer bunten Flotte von Fischerbooten. Einige Fischer verkaufen ihren fangfrischen Fisch direkt vom Boot, und die Möwen freuen sich über ein paar Leckerbissen.

Caorle Fischerhafen Caorle Fischerhafen Caorle Fischerhafen

Vom Fischerhafen in Caorle geht die Fahrt erst über den ruhigen Fluss Lemene bis zur Flusskreuzung ‘La Croce’, von wo aus man dem Canale Riello folgt, der sanft in den Canale Nicesolo übergeht und schließlich in die Weiten der Adria mündet.

Drehbrücke von Caorle

Wir passieren die Ponte girevole di Caorle, eine kleine Drehbrücke aus dem Jahr 1892, die noch heute per Hand geöffnet wird. Sie überspannt den Fluss Lemene, der bereits in der Antike zu den wichtigsten Wasserstraßen Venetiens zählte und bis nach Julia Concordia (dem heutigen Concordia Sagittaria) führte. Zwar besteht die Brücke inzwischen nicht mehr aus Holz, doch beweglich ist sie nach wie vor. Ein freundlich winkender Mann öffnet die Brücke per Handkurbel, ganz wie in alten Zeiten. Ein charmantes Detail, das bereits zu Beginn der Fahrt für Staunen sorgt.

Drehbrücke: Ponte girevole di Caorle

Kaum draußen aus dem Hafen, fahren wir entlang der engen Kanäle, vorbei an alten Schleusen und malerischen Uferlandschaften. Diese Schleusen stammen zum Teil noch aus der Zeit der venezianischen Republik, als Caorle ein wichtiger Handelspunkt zwischen Lagune und Meer war. Übrigens: Die Fahne unseres Schiffs zeigt die Flagge der Republik Venedig.

Die Lagune selbst erstreckt sich über ca. 30 km² und ist ein bedeutendes Feuchtbiotop – nicht nur für die lokale Flora und Fauna, sondern auch für die kulturelle Identität der Region. Die vielfältigen Landschaften der Lagune, mit ihren zahlreichen Inseln, Kanälen und Fischerbooten, bieten ein beeindruckendes Schauspiel, das so anders ist, wie das bunte Leben am Strand.

Ernest Hemingway und seine Spuren in Caorle

Nach einigen Minuten Fahrt taucht plötzlich ein besonderes Gebäude am Ufer auf: das sogenannte Hemingway-Haus. Hier lebte der berühmte US-amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway in den 1950er-Jahren während eines Aufenthalts in Caorle. Er war zu Besuch in Valle San Gaetano bei Baron Franchetti, der ihn zur Entenjagd eingeladen hat.

Hemingway Haus in Caorle

Die Ruhe der Lagune, die Fischer und ihre einfache Lebensweise beeindruckten ihn wohl tief. Caorles Umgebung, insbesondere San Gaetano und das angrenzende Valle Grande, hinterlassen bei Hemingway einen bleibenden Eindruck als wildromantischer Rückzugsort in Venetien. In dieser Umgebung fand er Inspiration für sein Werk „Über den Fluss und in die Wälder“ („Across the River and into the Trees“), das 1950 veröffentlicht wurde. Es ist eines seiner letzten großen Bücher – durchzogen von Melancholie, Reflexion und der Liebe zu Italien. Zwar spielt der Roman offiziell in Venedig, doch viele Szenen tragen die unverkennbare Handschrift der Lagunenlandschaft rund um Caorle. Ich habe mir übrigens gleich das Buch gekauft, das wird meine Sommerlektüre.

Casoni di Caorle

Weiter geht die Fahrt in den offenen Teil der Lagune. Und dann – endlich – tauchten sie vor uns auf: die Casoni di Caorle.

Casoni di Caorle Casoni di Caorle Casoni di Caorle Casoni di Caorle

Mitten im Herzen der Lagune von Caorle, eingebettet in eine zauberhafte Landschaft aus Wasser, Schilf und Himmel, liegen die Casoni di Caorle – rustikale Fischerhütten, aus Schilfrohr gebaut, die den besonderen Charme der Lagune ausmachen. Sie sind mehr als nur einfache Behausungen: Die Casoni von Caorle sind ein Symbol für die Geschichte und Tradition der Region und erzählen von Generationen von Fischern, die hier ihr Leben verbrachten.

Geschichte und Bedeutung der Casoni di Caorle

Hast du gewusst, dass Caorle bereits 40 v. Chr. als Handels- und Kriegshafen gegründet wurde und somit älter als Venedig (421 n. Chr.) ist?

Doch die Geschichte der Casoni di Caorle geht über 2000 Jahre zurück, vielleicht sogar noch viel länger. Man geht davon aus, dass sie sogar bis in die neolithische Zeit (Jungsteinzeit) zurückreichen könnten. Damals wohnten Fischer so, wenn sie im Winter zum Fischen in die Lagune kamen, um während der langen Fangzeiten in der Nähe ihrer Netze und Boote zu wohnen.

Heute sind die Casoni nicht nur ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Region, sondern auch ein bedeutender Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, die in der Lagune heimisch sind.

Bauweise der Casoni

Früher dienten sie den Fischern als saisonale Unterkünfte während der Fischfangsaison. Sie sind auf stabilen Holzstrukturen gebaut und haben steile Dächer aus Schilfbündeln. So sind sie vor Wind, Regen und Sonne geschützt. Sie sind perfekt an die Bedingungen in der Lagune angepasst.

Die Eingänge der Casoni befinden sich stets auf der Seite, die nach Südwesten ausgerichtet ist, um Schutz vor den kalten Winden von der Küste (Bora) zu bieten.

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Besichtigung der Casoni

Im Inneren der Casoni ist die Feuerstelle das zentrale Element zum Kochen und Heizen. Die ursprünglichen Fischerhütten hatten keine Fenster oder Kamine. Der Rauch von der Feuerstelle entwich langsam durch das Schilf. So blieb die Casoni lange warm.

Die Besichtigung der Hütten ist aktuell bei diesem Ausflug leider nicht mehr möglich, weil es einen Unfall gab und die Sicherheitsbedenken für Gäste zu groß sind (Stand 06/2025). Das ist zwar sehr schade, aber auch der Anblick vom Boot aus ist sehr beeindruckend.

Als Besucher bekommt man einen authentischen Eindruck über das frühere Leben im Fischerdorf Caorle. Wer die Lagune erkundet, spürt schnell, dass diese Hütten das Herzstück der Landschaft sind – ein Ort, der ein bisschen die alte Seele der Region widerspiegelt.

Wo die Lagune das Meer berührt

Unser Ausflug führt uns schließlich bis zur Mündung des Canale Nicesolo, wo das Süßwasser der Lagune in die Adria übergeht. Dieser Punkt markiert das östliche Ende des langen, feinen Sandstrandes von Caorle. Hier wurde das Schiff gewendet. Auf dem Rückweg nimmt das Boot eine ähnliche Route – vorbei an einer Schwanenfamilie und versteckten Seitenarmen, die sich durch das Schilf schlängelten.

Lagune fließt in die Adria Lagune fließt in die Adria

Cafe dei pescatori und Fabrizio

Ein echtes Highlight an Bord war Fabrizio, ein freundlicher Mitarbeiter des Schiffspersonals. Mit einem breiten Lächeln servierte er uns einen sogenannten „Fishermen’s Coffee“ – ein heißes Getränk, das mit Kräutern der Lagune gemacht wird. Geschmacklich irgendwo zwischen Kaffee und Tee, mit einer sehr süßen Note – aber ohne Zucker. Ein echtes Original – und definitiv etwas, das man so nur hier erlebt.

Nach rund zwei Stunden erreichten wir wieder den Hafen von Caorle – sonnengebräunt, leicht vom Wind zerzaust und voller Eindrücke.

Infos zur Bootstour zu den Casoni di Caorle

Die rund 2-stündige Rundfahrt durch die Lagune von Caorle kostet 22 EUR pro Person (06/2025). Das Motorboot, die Motonave Arcobaleno, bot uns als komfortables Transportmittel eine geführte Tour durch die Lagune und zu den Casoni. Die Strecke der Rundfahrt führt entlang zahlreicher Kanäle und bietet schöne Erlebnisse entlang der Route. Das Schiff war bis auf den letzten Platz gefüllt – wir trafen auf nette Urlauber aus Österreich und Deutschland, mit denen wir rasch ins Gespräch kamen. Es entstand eine angenehme, fast familiäre Atmosphäre an Bord. Für uns spannend: viele Gäste machen diese Bootsfahrt zu den Casonis immer, wenn sie in Caorle Urlaub machen, bietet dieser Ausflug doch eine willkommene Abwechslung zu einem Badetag am Strand.

Casoni di Caorle mit dem Rad oder zu Fuß

Neben einer Bootsfahrt sind die Casoni von Caorle sowohl mit dem Fahrrad als auch zu Fuß bequem zu erreichen.

📍Casoni di Caorle

Vom Hafen in Caorle geht es zu Fuß oder mit dem Fahrrad rund 3 km entlang des Spiaggia di Levante bis an dessen Oste-Ende nach Punta Falconera. Vom Porto die Falconera sind es nur wenige Minuten zu Fuß zu den berühmten Fischerhütten.

Stille Wasser, alte Wege – ein Ausflug ins vergessene Caorle

Die Lagune ist mehr als nur ein schönes Ausflugsziel in Caorle. Sie ist ein lebendiges Stück Geschichte, ein Ort der Ruhe und Inspiration – nicht nur für Ernest Hemingway, sondern für jeden, der die Augen öffnet und sich einlässt auf das, was dieses besondere Fleckchen Erde zu bieten hat.

Ich war schon sehr oft in Caorle, weil ich die Altstadt von Caorle mit ihren engen Gassen und ihren vielen bunten Häuserfassaden liebe. Darum war der Besuch der Casoni di Caorle eine schöne Gelegenheit, Geschichte und Tradition der Region besser kennenzulernen. Der Ausflug ist perfekt für alle, die es gern ruhig mögen und auf Action verzichten können. Familien mit Kindern und viele Seniorinnen und Senioren hatten sichtlich ihren Spaß bei der entspannten Bootsfahrt durch die malerische Lagune von Caorle.

Hast du die Casoni di Caorle schon besucht?

Vielen Dank, dass du uns auf dieser Reise zu den Casoni di Carole begleitet hast. Wenn dir der Beitrag gefallen hat, hinterlass gerne ein Kommentar oder erzähle uns, ob du schon einmal in Caorle warst – oder vielleicht jetzt Lust bekommen habt, selbst die Casoni di Caorle und die besondere Lagunenwelt zu entdecken.

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