Enduro Tour Bosnien

Enduro Touren Bosnien: Schöne und wilde Trails

[Gastbeitrag] Was macht man, wenn man 50 wird? Färbt man sich die Haare? Tanzkurs? Kochkurs? Oder doch einen lang gehegten Traum wahr werden lassen? Für mich war die Entscheidung schnell getroffen: Es soll mit der Reiseenduro durch Bosnien gehen! Enduro Touren Bosnien – das war der Plan. Gastautor Michael Karpf nimmt dich heute auf seine Enduro-Reise durch Bosnien mit.

Ein Reisebericht über Enduro Touren in Bosnien

Bosnien-Herzegowina entwickelt sich immer mehr zu einem Geheimtipp für Endurofahrer aus aller Welt. Doch was macht dieses Land so besonders, wenn es um Offroad-Abenteuer geht? Enduro Touren Bosnien sind der Inbegriff von unberührter Natur, die Abwechslung und Herausforderung zugleich bietet. Mit der Reiseenduro unterwegs über endlose Schotterpisten, felsige Bergpässe, dichte Wälder und wilde Flußdurchfahrten – das sind nur einige Elemente, die Bosnien zum Paradies für Endurofans machen. Ein Reiseerlebnis für alle Motorradfahrer, die Natur und Adrenalin verbinden möchten.

Mit der Reiseenduro durch Bosnien

Einmal das Adventure-Bike mit Stollenreifen und Motorschutzplatte durch echtes Gelände prügeln – statt immer nur die langweiligen Schotterwege im Waldviertel! Und das am besten mit Kollegen, Freunden – oder, wie in diesem Fall, gleich mit beiden. Viele Jahre hatte ich es vor mir hergeschoben. Die Kinder sollten erst etwas größer werden, bevor ich eine größere Reise unternehme, als die sonst üblichen Tagestouren. Was soll man auch viel reisen, wenn man Vater schulpflichtiger Kinder ist und Ehemann einer Krankenschwester, die ständig Dienste übernehmen muss?

Von der Idee zur Enduro-Tour: Warum Bosnien das perfekte Ziel ist

Also hielt ich in den Wintermonaten des Jahres 2023 Ausschau nach einer Tour, die mir Spaß machen würde. Mit der Adventure sollte es sein – und Offroad! Das war wichtig! Bloß keine langweiligen Asphaltpisten. Endlich das Bike so nutzen, wofür es eigentlich gebaut wurde: für ein Abenteuer. Und so verbrachte ich die kalten Winterabende mit Reiseberichten auf YouTube, bis ich eines Abends zufällig auf einen Reiseanbieter in Bosnien stieß. Enduro Spirit. Der Name war Programm, die Bilder überwältigend – und die Entscheidung schnell getroffen. Bosnien also.

Gemeinsam auf zwei Rädern: Enduro-Traum mit Freunden verwirklicht

In der illustren Runde der Kollegen im Bildungszentrum Ybbs, allesamt schon einmal Trial gefahren – Motorrad sowieso –, schilderte ich begeistert mein Vorhaben. Ein Link zum Videobeitrag über die Tour reichte aus, um manchen Kollegen zu begeistern, und schnell fand sich eine Gruppe von Abenteuerlustigen, die bereit war, die Tour zu buchen. Und so ging es ein gutes halbes Jahr darauf gemeinsam nach Bosnien. Nach 11 Stunden Anreise gelangten wir in die Stadt Gornji Vakuf-Uskoplje, wo sich auch das Hauptquartier des Reiseanbieters befand. Albert, ein ehemaliger Lehrer für Kroatisch, tat sich dort vor einigen Jahren mit seinem Jugendfreund Ivan zusammen, um in dem herrlichen und teils unberührten Land Enduro Touren für geübte Endurofahrer anzubieten. Ihr Ziel: den Fahrern ihr Heimatland von seinen schönsten und wildesten Seiten zu zeigen – und sie, wie uns, vollends zu begeistern.

Enduro Tour Bosnien

Unsere Ankunft in Gornji in Bosnien

In Gornji angekommen, wurden wir zunächst herzlich von Albert persönlich willkommen geheißen und mit einer bosnischen Fleischplatte bestens versorgt. Nachdem wir uns gestärkt hatten, ging es schnurstracks zu den Motorrädern, um diese in Empfang zu nehmen und die notwendige Ausrüstung – sofern nicht bereits vorhanden – auszuleihen. Brustpanzer, Knieschützer, Ellbogenschutz, Endurostiefel, Endurohelm und Brille waren für ein solches Unterfangen unverzichtbar, um sich bei Stürzen ausreichend zu schützen. Und das war, wie wir bald erfahren sollten, mehr als notwendig.

Der Abend klang gemütlich aus, und wir freuten uns bereits auf unseren ersten Tag in der Wildnis Bosniens. Am nächsten Morgen ging es recht früh zu einem ausgiebigen Frühstück. Es stellte sich schnell heraus, dass es äußerst sinnvoll war, hier ausreichend Energie in Form von Kohlenhydraten zu bunkern. Nach einer Fahrerbesprechung schlüpften wir in die Schutzausrüstung, betankten die Yamaha 700er Teneres, die uns vom Anbieter zur Verfügung gestellt wurden, und fuhren endlich los.

Auf geht’s ins bosnische Hinterland

Albert war unser Guide, der uns nach nur wenigen Metern auf Asphalt direkt in das bosnische Hinterland führte. Rasch wurden die Bedingungen rauer, die Wege steiler, und mit jedem gefahrenen Kilometer eröffnete sich eine Landschaft, die so atemberaubend war, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. „Klonk“, machte es während der Fahrt. Faustgroße Steine schlugen gegen den massiven Motorschutz der Yamahas, und schnell wurde uns klar, wofür so ein massiver Motorschutz eigentlich gut war. Ja, und heiß wurde es auch recht schnell für Ende September.

Wie war das eigentlich nochmal? Aufrecht in den Rasten stehen, Gewicht verlagern, Lenker locker halten und bloß nicht mit Kraft fahren.

Eigentlich wusste man es ja. Aber obwohl wir uns auf die Reise vorbereitet hatten, machte doch jeder den Fehler, zunächst viel zu verkrampft zu fahren. Es dauerte wohl für manchen den ersten halben Tag, sich mit den Bedingungen vertraut zu machen. Und die waren anspruchsvoll. Anspruchsvoller als erwartet. Stundenlang ging es mit den schweren Adventurebikes steil bergauf – über Geröll, Schotter und durch Matsch, mit teilweise großen Steinen im Weg und tiefen Fahrrillen, teils quer oder auch in Fahrtrichtung. Man war ständig damit beschäftigt, die Vorderräder der Teneres mit Gasstoß für Gasstoß über die immer wieder auftauchenden Hindernisse zu heben oder durch die tiefen Wasserdurchfahrten gerade zu halten.

Berg Vranica auf über 1600 Meter

Und doch bot sich uns immer und immer wieder ein Anblick, den wir so nicht erwartet hatten. Albert führte uns, während wir mit unseren ersten Stürzen und dem Aufwuchten der schweren Yamahas beschäftigt waren, auf den Berg Vranica auf über 1600 Meter. Dort legten wir eine längere Pause ein um die überwältigende Landschaft zu genießen. Danach ging es etwa noch 25 Kilometer über teils riesige Steinstufen nach unten.

Hintern übers Hinterrad, Lenker locker halten und Finger weg von der Vorderbremse.

Doch diese letzte Mühe sollte von einem weiteren Highlight abgelöst werden: Wir gelangten in das Dorf Fojnica, das aus zahlreichen, im typischen Stil erbauten Holzhäusern bestand, die teilweise bewohnt und teilweise als Almhäuser genutzt wurden. An ihrem Fuße erstreckt sich der Gletschersee Prokoško, eines der Naturdenkmäler Bosnien-Herzegowinas, der nur mühsam über die von uns zurückgelegten Bergwege erreichbar ist.

Enduro Tour Bosnien

Traditionelle Bewirtung während unserer Enduro Reise durch Bosnien

Unser Guide und Inhaber von Enduro-Spirit, Albert Marincic, legt ganz besonders darauf Wert, dass seine Gäste auf ihrem Weg von der ansässigen Bevölkerung mit ihren traditionellen Gerichten versorgt werden. Und so genossen wir dort auf dem Berg Vranica ein auf offenem Feuer zubereitetes Mal von ganz ausgesprochener Köstlichkeit, dessen Zubereitung so obendrein auch noch der unter schwierigsten Verhältnissen lebenden Bevölkerung zugute kam, da ihnen so ein Zuverdienst zuteilwurde.

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Müde, nass, erfüllt: Der erste Fahrtag endet im Camp

Gestärkt machten wir uns an diesem Tag auf die Heimreise. Das bedeutete jedoch, dass es genauso anspruchsvoll wie zuvor bergauf nun bergab ging. Über kantige Felsen, Rollschotter, Wasserdurchfahrten und dunstige Waldpassagen fuhren wir fast drei Stunden am Stück durch die wilde Landschaft Bosniens, die Ausrüstung durchnässt vom Schweiß und den spätsommerlichen Regengüssen, die wie aus dem Nichts auf uns niederregneten und im selben Moment wieder verschwanden. Müde, aber glücklich, kamen wir am Ende unseres ersten Fahrtages zurück ins Camp, wo wir nach allen Regeln der Kunst versorgt wurden. Nichts konnte uns an diesem Abend davon abhalten, ein kühles Bier zu trinken und zerbeult, aber stolz von unseren Erlebnissen zu berichten. Währte der Abend lange? Nein. Ganz sicher nicht. Todmüde fielen wir ins Bett der komfortablen Unterkunft.

Enduro Tour Bosnien

Wetterlaunen und unerwartete Ereignisse: Ein holpriger Start

Der nächste Tag begrüßte uns mit Regen und wolkenverhangenem Himmel. Noch dazu wurde uns beim Frühstück mitgeteilt, dass unser Guide Albert die ganze Nacht im Krankenhaus verbracht hatte. Einer seiner Kunden hatte sich bei einem Sturz das Bein so kompliziert gebrochen, dass ein Heimtransport per Flugzeug unumgänglich wurde und Albert sich bis in die Morgenstunden um den Heimtransport kümmerte. An diesem Tag wäre eigentlich eine zweitägige Ausfahrt geplant gewesen, die nun leider nicht durchgeführt werden konnte.

Regen, Schlamm und Adrenalin: Endurospaß im bosnischen Hinterland

Was sollten wir nun, unserer Tagestour beraubt, bei schlechtesten Wetterbedingungen anfangen? Endurofahren! Was sonst! Und ab ging die wilde Fahrt mit 350er Beta Hardenduros ins bosnische Hinterland. Waldwege, nasse Wurzeln, Schotterpisten, steile Auffahrten – alles, was das Bikerherz begehrt – und das bei strömendem Regen. Natürlich blieben auch hier keine Stürze aus, wobei sich dank der guten Ausrüstung niemand ernsthaft verletzt hatte. Der Tag endete aufgrund der Wetterbedingungen nicht so spät wie der erste, weshalb wir uns diesmal etwas ausgiebiger der bosnischen Fleischplatte widmen konnten, die – ich darf das sagen – außergewöhnlich schmackhaft war.

Enduro Reise durch Bosnien

Enduro Tour Bosnien

Rasanter Fahrspaß und stille Mahnmale: Fahrt durch vergessene Dörfer und wilde Landschaften von Bosnien

Nach einem ausgiebigen Frühstück begrüßte uns der dritte Fahrtag mit trockenem Wetter. Es war etwas kühler geworden, und der Herbst schickte seine ersten Boten ins Land. Die großen 700er Teneres standen aufgetankt für uns bereit, und wir machten uns früh auf in die bosnischen Berge. Wieder ging es über steile, zerklüftete Wege, vorbei an abgesperrten Minenfeldern, durch tiefe Matschpisten, Waldwege, steile Auffahrten und endlose Schotterpisten, auf denen die Yamahas auch mal recht flott gefahren werden konnten. An diesem Tag führte uns Albert in den Landkreis Hercegbosna über das Kupres-Feld. Kupres ist ein Karstplateau, das tektonisch noch sehr turbulent ist. Immer wieder gibt es dort kleine Erdbeben, und auf dem Plateau befindet sich das im Krieg zerstörte und verlassene Dorf Donje Vukovsko. Immer wieder hielten wir an solchen Schauplätzen des Krieges, die sich über das ganze Land verteilen und immer noch sichtbar sind.

Enduro Reise Bosnien Donje VukovskoEnduro Reise Bosnien

Endlose Weiten und anspruchsvolle Trails: die wilde Schönheit von Kupres

Von Kupres aus ging es dann über ein unüberschaubares Hochplateau. Soweit der Blick reichte, war keine Menschenseele zu sehen. Keine Häuser und keine Anzeichen von Zivilisation, aber eine beeindruckend schöne Landschaft, an der man sich nicht sattsehen konnte. Die Fahrt war überdies wirklich anspruchsvoll. An diesem Tag bin ich wohl mehr Trial gefahren als Motorrad. Stundenlang im Stehen zu fahren, ständig damit beschäftigt, wohin sich das Vorderrad seinen Weg bahnt. Über steile Abfahrten ging es sofort wieder steil bergauf, mit schroffen Felsen als Hindernissen im Weg. Hier bewiesen sich die Yamahas als eindrucksvolle und jederzeit beherrschbare Begleiter, die auch kräftig einstecken konnten. Selbstverständlich wurde auch diese Anstrengung mit einer herrlichen, wenn auch wieder kurzen Mittagspause bei den Einheimischen belohnt.

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Von Prozor zum Rama-Stausee

Durch Prozor Rama führte uns der Weg zu einem Aussichtspunkt, der normalerweise einen beeindruckenden Blick auf den Ramasee bietet. An diesem Tag jedoch verhüllte eine dichte Nebeldecke den See und ließ seine Schönheit nur erahnen. Der Rückweg führte uns, wie am Vortag, erneut durch das Rama-Becken, in dem sich der 15 km² große Stausee befindet. Über steile Anstiege und schmale Pfade erreichten wir schließlich einen weiteren Aussichtspunkt, doch auch dort blieb der Nebel hartnäckig und ließ den See verborgen.

Enduro Reise Bosnien

Wir verweilten eine Zeit an diesem Aussichtspunkt, war er doch das letzte Ziel unserer dreitägigen Reise. Abgekämpft, aber glücklich machten wir uns auf den Rückweg über die steilen Schotterpisten abwärts zur Asphaltstraße, die uns schließlich zurück ins Camp brachte. Wir verbrachten unseren letzten Abend gemeinsam mit Albert und unseren Begleitern. Die Glieder schmerzten noch von den Stürzen, die jeder von uns zu verkraften hatte. Aber eines war an diesem letzten Abend bereits beschlossen: Nächstes Jahr fahren wir wieder nach Bosnien.

Enduro Touren in Bosnien: ein unvergessliches Abenteuer!

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